Arbeitslosigkeit ist bei den meisten Menschen mit Verlust verbunden, und das in verschiedener Hinsicht:
- Verlust der zeitlichen Perspektive
- Verlust des eigenen Einkommens
- Verlust sozialer Kontakte
- Verlust des sozialen Status
- Verlust an personaler Identität
- Verlust an beruflicher Qualifikation
Diese Formen des Verlust führen zu Deprivation und Exklusion, und das zunehmend bei andauernder Arbeitslosigkeit.
Deshalb ist es wichtig, die quantitative und qualitative Betroffenheit von Arbeitslosigkeit zu kennen, um Inklusion herzustellen.
In der Regel wird für die quantitative Betroffenheit von Arbeitslosigkeit lediglich der Saldo der Arbeitslosen im Bestand gerechnet und herangezogen. In 2019 lag der monatliche Jahresdurchschnitt der Zahl der Arbeitslosen bei 2.266.720, in 2020 bei 2.711.230. Auf beide Jahre gerechnet das das Mittel bei rund 2,5 Mio. Arbeitslosen im Bestand. Um diesen Mittelwert gab es dann Schwankungen von +/- 300.000 Personen – in 2020 etwas mehr als sonst, in Folge der Pandemie-Krise.
Da die Schwankungen im Vergleich der Vorjahre nicht besonders extrem ausfielen, wurde allgemein von einem stabilen Arbeitsmarkt gesprochen. Dass einer stabiler Arbeitsmarkt in der Pandemie bisher nicht gegeben ware und ist, zeigt das Ausmaß der Unterbeschäftigung (hier).
Darüber hinaus zeichnet aber die Dynamik des Bestandes ein weit besseres Bild von der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit . Bei der Dynamik werden die Zugänge in und aus der Arbeitslosigkeit mit betrachtet.
Der Zugang in Arbeitslosigkeit in 2019 betrug kumuliert 7.243.150 Personen. Weil die Zahl der Abgänge etwas größer war, sank die Arbeitslosigkeit in 2019 um 178.427 Personen. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit lag dabei 2019 bei 36 Wochen (als Langzeitarbeitslos zählt jemand nach 52 Wochen). Der Zugang in 2020 betrug kumuliert 6.445.582 Arbeitslose. Die Abgänge waren geringer und so erhöhte sich der Saldo um 281.719 im Bestand. Der gestiegene Anteil der Langzeitarbeitslosigkeit in 2020 (hier) bringt zum Ausdruck, dass auch die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit gestiegen ist.
Der Saldo des Bestands der Arbeitslosen zeigt also nur den kleineren Teil der Betroffenheit von Verlust, Deprivation und Ausschluss von Teilhabe. Von Arbeitslosigkeit und deren negativen Folgen waren in 2019 monatsdurchschnittlich 2,3 mal so viele Menschen unmittelbar betroffen als die Bestandszahl vermuten lässt und in 2020 waren es 2,4 mal soviel. Zu den unmittelbar von Exklusion betroffenen Arbeitslosen kommen deren Angehörige noch dazu, die indirekt gleichfalls von Arbeitslosigkeit betroffen sind.
Um die oben genannte Verluste in einen Gewinn zu verwandeln sind deutlich mehr und innovativere Interventionen des Staates für eine nachhaltige Teilhabe zu entwickeln.