Datenzugang und Transparenz: Ein unterschätztes Problem?

USA: SNAP unter Trump – Zugang blockiert, Forschung und Evaluation erschwert

Bereits zu früheren Anlässen habe ich über Änderungen des Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP, früher „Lebensmittelmarken“) berichtet (s. Einigung über die Schuldenobergrenze in den USA beinhaltet neue Arbeitsanforderungen). Seit Januar 2025, zum Start der zweiten Präsidentschaft Trumps, wollte ich die aktuelle Datenlage sichten. Wiederholte Prüfungen, zuletzt am 13.07.2025, zeigen jedoch: Es gibt weiterhin keinen Zugang zur offiziellen Internetseite (Hinweis: access denied) mit den amtlichen Statistiken. Selbst die Adressen der örtlichen Behörden, bei denen man Leistungen beantragen kann, sind nicht mehr abrufbar.

Der im Juli 2025 beschlossene „One Big Beautiful Bill Act“ – US-Bundesgesetz, der wesentliche steuer- und ausgabenpolitische Maßnahmen von Präsident Trump enthält – verschärft die Arbeitsanforderungen für SNAP-Empfänger*innen weiter. So wurde die Altersgrenze für die Arbeitspflicht von 54 auf 62 Jahre angehoben. Dies ist jedoch keine Besonderheit Trumps, denn Workfare gab es früher auch schon (2014 lag die Altersgrenze noch bei 50 Jahren). Auch die Überprüfung (im Original: „evaluation“) der sogenannten „Warenkörbe für sparsame Lebensmittel“ darf nicht häufiger als in Fünfjahresabständen stattfinden.

Die Konsequenz: Es ist in 2025 nicht mehr möglich gewesen, Veränderungen in der SNAP-Nutzung oder die Auswirkungen der Gesetzesänderungen zu analysieren. Die Forschung zu Armut und Arbeitslosigkeit in den USA wird eingeschränkt.

Deutschland: Weniger Transparenz auch bei uns

Auch in Deutschland gibt es Anzeichen für eine schwindende Transparenz. Daten werden nicht mehr veröffentlicht oder gar nicht erst erhoben – mit Folgen für Forschung und Evaluation. Ein aktuelles Beispiel: Die Statistik zur Einkommensverteilung wurde zum 1. Januar 2024 durch den damaligen FDP-Finanzminister Lindner geändert. Die Größenklasse „Steuerpflichtige mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von mehr als 500.000 Euro“ wurde abgeschafft. Damit fehlen wichtige Informationen über die Zahl der Wohlhabenden und die Ergebnisse von Steuerprüfungen.

(Bundestags-Drucksache 21/469 vom 13.06.2025)

Selbst wenn eine Rückkehr zur alten Praxis beschlossen würde, wären die Datenlücken kaum rückwirkend zu schließen.

Fazit: Ohne Daten keine Kontrolle

Ob in den USA oder in Deutschland: Fehlende Transparenz behindert nicht nur Forschung und Evaluation, sondern auch die öffentliche Kontrolle politischer Entscheidungen. Datenlücken entstehen oft unbemerkt – ihre Folgen sind jedoch gravierend.

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