Die steigenden Beschäftigtenzahlen werden seitens der Politik regelmäßig mit den Wirkungen der Arbeitsmarktreformen seit 2003 in Verbindung gebracht (Agenda 2010). In den Vorschlägen der sog. Hartz-Kommission war als Strategie zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit die Senkung der durchschnittlichen Produktivität in der Ökonomie vorgeschlagen. Denn eine größere Lohnspreizung in Richtung geringvergüteter Beschäftigung (Ausweitung von Minijobs) und Subventionierung von Unternehmen bei Einstellung von Arbeitslosen sowie die Förderung von arbeitsintensiven Beschäftigungsverhältnissen mit geringen Qualifikationsanforderungen (auch Zeitarbeit) vor allem in Dienstleistungsbranchen senken die durchschnittliche Produktivität. Bei Branchen mit geringer Arbeitsproduktivität und geringer Kapitalintensität (Niedriglohnsektor) können eher Beschäftigungseffekte entstehen. Wo weniger rationalisiert wird, fallen auch weniger Arbeitsplätze weg.
Eine sinkende Arbeitsproduktivität trägt so zu steigenden Beschäftigtenzahlen bei. Allerdings ist der Trend zu einer sinkenden Arbeitsproduktivität schon länger zu beobachten, nicht erst seit der Agenda 2010 (s. Abbildung). Die Agenda 2010 hat jedoch die Zumutbarkeitsregelungen im SGB II verschärft, was Auswirkungen auf das Lohngefüge haben und Lohnzurückhaltungen fördern kann.
Langfristig ist eine solche Strategie weder ökonomisch (wegen der Weltmarktorientierung der Wirtschaft in Deutschland) noch politisch (wegen der als ungerecht empfundenen Lohnspreizung, Transferleistungen für working poor) von Vorteil.