In einem wohlhabenden Staat wie Deutschland stellt sich die Frage, wie der gesellschaftliche Wohlstand verteilt wird und warum bestimmte Bevölkerungsgruppen von ihm ausgeschlossen sind. Zu den am stärksten benachteiligten Gruppen gehören die Alleinerziehenden.
Die Armutsgeführungsquote – die im Übrigen die Quote der Armen ist und nicht nur die von Armut Gefährdeten – der Alleinerziehenden ist fast 2,5fach so hoch wie die Bevölkerung allgemein. Und dieser Trend ist zeitstabil bei steigenden Quoten von über 40% (siehe auch).
Dass sich das Armutsrisiko alleinerziehender Mütter seit den 1980er-Jahren nur wenig verändert hat, kann nach einer Studie von Sabine Hübgen (WZB) auf zwei gegenläufige Prozesse zurückgeführt werden:
- Sozial benachteiligte Frauen, die bspw. aufgrund niedriger Bildung oder Arbeitslosigkeit ohnehin ein erhöhtes Armutsrisiko aufweisen, werden auch eher alleinerziehend.
- Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden hängt auch mit der gelebten Aufteilung von Erziehungs- und Lohnarbeit im Haushalt vor dem Alleinerziehen zusammen: Je stärker die ökonomische Abhängigkeit vom Partner oder anderen Familienmitgliedern ist, desto höher sind die Einkommensverluste beim Übergang ins Alleinerziehen.
Insgesamt muss festgehalten werden, dass zentrale politische Reformen der letzten 15 Jahre – Reform des Unterhaltsrechts, Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende u.a.m. – oder eine gute Konjunktur nicht zu einem substanziellen Rückgang im Armutsrisiko alleinerziehender Mütter geführt haben (siehe auch). Im Gegenteil: die Armutsquote lag 2010 bis 2019 höher als in den Jahren davor. Für Alleinerziehende wird noch zu wenig Effektives getan.