Die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit ist ein Dauerthema. Wie wichtig ist das Thema der Bevölkerung und wie wird diesbezüglich die Arbeit der Bundesregierung beurteilt?
Daten
Um diese Frage zu beantworten, wurden Daten heranzogen, die das Meinungsforschungsinstitut Kantar im Auftrag des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung als repräsentative Bevölkerungsbefragungen durchgeführt hat*. Im Erhebungszeitraum 12.01.2022 bis 13.09.2022 wurden 4.527 Personen ab 14 Jahren in telefonischen Interviews (CATI) in mehren Wellen befragt. Die Auswahl der Befragten erfolgte durch eine mehrstufige Zufallsstichprobe unter Einschluss von Festnetz- und Mobilfunknummern (Dual-Frame-Stichprobe).
Bei der Erhebung wurde unter anderem gefragt, wie wichtig die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit ist (Skala sehr wichtig [1] – wichtig – weniger wichtig – oder für unwichtig [4]) und wie die Arbeit der Bundesregierung bei dieser Aufgabe beurteilt wird (Skala sehr gut [1] – eher gut – eher schlecht oder sehr schlecht [4]).
Analyse und Ergebnisse
Für die folgende Auswertung wurden die Daten entsprechend der Bevölkerungsstruktur gewichtet. Außerdem wurden die Antworten der Nichtwahlberechtigten ausgeschlossen (somit n= 11.069).
Die Bekämpfung ist für die Wahlberechtigten in Deutschland wichtig (Mittelwert 1,71). Die Bearbeitung der damit verbundenen Aufgabe wird eher schlecht beurteilt (Mittelwert 2,69).
Analog zum Erwartung-mal-Wert-Modell wurde für eine weitere Auswertung der Skalenwert für die Wichtigkeit mit dem der Beurteilung multipliziert. Ist jemand beispielsweise die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sehr wichtig und findet die Umsetzung der Aufgabe durch die Bundesregierung sehr gut, ergibt sich ein Wert von 1 (1 x 1); findet eine Person die Aufgabe unwichtig und findet die Umsetzung der Aufgabe durch die Bundesregierung sehr schlecht, ergibt sich ein Wert von 16 (4 x 4).
Der Gesamt-Mittelwert beträgt 4,42. Dabei gibt es Unterschiede bei den Parteipräferenzen der Befragten, deren Mittelwerte im Folgenden dargestellt werden. Unter dem Mittelwert liegen die SPD-WählerInnen und die CDU/CSU-WählerInnen, wobei nur die SPD einen Wert unter 4 (2 x 2, d. h. wichtige Aufgabe, die gut umgesetzt wird) erreicht. Für die übrigen Parteien ergeben sich mit Ausnahme der Linken-WählerInnen Werte über dem Durchschnitt, weil die Aufgabe als weniger wichtig beurteilt wird. Bei den Linken ergibt sich der Wert vor allem daraus, weil die Umsetzung schlechter bewertet wird. Von den Parteien der Bundesregierung ist lediglich den SPD-WählerInnen die Aufgabe im Mittel wichtig.
Im Oktober 2023 stehen Landtagswahlen in Hessen und Bayern an. Für diese beiden Bundesländer weichen die Daten teilweise ab. In Hessen sind die Mittelwerte sowohl bei den SPD- als auch bei der CDU/CSU-WählerInnen, obgleich die CDU/CSU in der Opposition ist, unter 4. Die Werte der Linken-WählerInnen sind in Bayern auffällig schlechter als in Hessen, und bei den FDP-WählerInnen schlechter in Hessen als in Bayern.
Schlussfolgerung
Möchte man die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im Bundesgebiet stärken, müsste man vor allem die WählerInnen von Bündnis ‘90/Die Grünen sowie der FDP bzw. deren Parteien adressieren. Die WählerInnen der SPD sind mit der Umsetzung zufrieden, sodass hier kein stärkeres Engagement erwartbar ist.
*Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berlin (2023). Einstellungen zu politischen Aufgabenbereichen 2022 (Kumulierter Datensatz, 1. bis 3. Quartal). GESIS, Köln. ZA7839 Datenfile Version 3.0.0, https://doi.org/10.4232/1.14061