Behörden gehen verstärkt dazu über, Dienstleistungen digital anzubieten. Damit sie auch genutzt werden (können), bedarf es digitaler Kompetenzen der Bevölkerung (s. Digitale Kompetenzen von Arbeitslosen und ihre Feststellung. In: Beck, Henkes, Terry (Hrsg.) 2024: Moderne Verwaltung und ihre gesellschaftliche Entwicklung – Interdisziplinäre Perspektiven für angewandte Lehre, Weiterbildung und Forschung, S. 315-328. Baden-Baden) und Vertrauen in die Behörden, dass die persönlichen Daten sicher sind.
Meine Untersuchung von Bevölkerungsdaten gibt Aufschluss über die Einstellungen der Bevölkerung zum Thema Datensicherheit.
Eine Kurzfassung ist erschienen in Dialog, Magazin der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg, Ausgabe 50, 2024, S. 4:
Datenbasis
Zahlenbasis ist eine repräsentative Bevölkerungsumfrage („Aktuelle Fragen zu Datensicherheit“ von forsa im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung im Februar 2023; GESIS, Köln. ZA7938 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.14180) . An der Befragung haben 1.504 Personen im Alter ab 14 Jahren teilgenommen (Die absoluten Zahlen sind zur Korrektur der Ausfälle durch Anpassung der Strukturen der Stichprobe an die Strukturen der Grundgesamtheit gewichtet.).
Einwohnermeldeämter und Finanzämter
Zunächst konzentriert sich die Auswertung auf zwei Behörden: Einwohnermeldeämter und Finanzämter. Die Befragten haben zu zwei Drittel beim Finanzamt und zu drei Viertel beim Einwohnermeldeamt sehr großes oder eher großes Vertrauen, dass diese sorgsam mit ihren Daten umgehen. Dies Vertrauen verringert sich statistisch signifikant bei Befragten, die sich sorgen, dass ihre Daten nicht sicher vor Hackerangriffen sind. Beim Finanzamt ist das Ausmaß fast doppelt so stark als beim Einwohnermeldeamt. Gleichzeitig berichten fast zwei Drittel der Befragten, dass sie weniger gut oder gar nichts wissen, wie Behörden Daten verwenden. Sie haben auch weniger Vertrauen in die beiden Behörden und würden weniger oder gar nicht die digitalen Angebote nutzen.
Online statt Termin vor Ort
Wenn man Behördengelegenheiten zukünftig anstatt bei einem Termin vor Ort auch online regeln könnte, würden 20,8 % die Befragten ein solches Angebot gar nicht nutzen, 41,5 % würden es nur für bestimmte Behördenangelegenheiten und 37 % generell für alle Behördenangelegenheiten (übrige: weiß nicht, keine Angaben).
Welche Behördenangelegenheiten würden Sie eher nicht online erledigen wollen (n=875)? | |
An- und Ummeldungen (allg.) | 4,6 % |
An- und Ummeldung von PKW, Beantragung der Fahrerlaubnis | 4,8 % |
An- und Ummeldung des Wohnsitzes | 1,4 % |
Beantragung von Ausweisdokumenten (Reisepass, Personalausweis) | 7,6 % |
finanzielle Angelegenheiten, Steuerangelegenheiten | 23,8 % |
standesamtliche Angelegenheiten | 4,7 % |
Bauamt | 1,0 % |
Behördenangelegenheiten, die (pers.) Beratung erfordern | 33,3 % |
Behördenangelegenheiten, die Kinder betreffen | 0,3 % |
persönliche/private Angelegenheiten (allg.) | 13,0 % |
Wahlen | 0,1 % |
Datensicherheit bei Hackerangriff
Von denen, die generell das digitale Angebot nutzen würden, machen sich rund 47 % sehr große oder große Sorgen, dass ihre Daten bei einem Hackerangriff nicht sicher sind. Bei denjenigen, die nur bestimmte Angelegenheiten nutzen sind es 63 %. Bei jenen, die das Angebot gar nicht nutzen wollen, sind es 74,4 %, die sich wegen dieses Grundes Sorgen machen. Der Zusammenhang von Nutzungsabsicht und der Sorgen vor Datensicherheit bei einem Hackerangriff ist statistisch signifikant.
Datensicherheit bei einem Kontrollverlust
Von denen, die generell das digitale Angebot nutzen würden, machen sich rund 29,3 % sehr große oder große Sorgen, dass sie keine Kontrolle mehr darüber haben, welche Behörden ihre Daten nutzen können. Bei denjenigen, die nur bestimmte Angelegenheiten nutzen sind, es 56,7 % und bei jenen, die das Angebot gar nicht nutzen wollen, sind es 75,2 %. Der Zusammenhang von Nutzungsabsicht und der Sorge vor Datensicherheit bei einem Kontrollverlust ist statistisch signifikant.
Datensicherheit bei Bereitstellung anonymisierter Daten
Die Einstellung der Befragten zur Datensicherheit steht auch in Zusammenhang mit der Bereitstellung anonymisierter Daten, zum Beispiel zur Verbesserung des ÖPNV. Diejenigen, die keine anonymisierter Daten bereitstellen wollen, machen sich mehr Sorgen über einen Hackerangriff als diejenigen, die einer Datennutzung zustimmen. Dies ist noch ausgeprägter, wenn sich die Befragten Sorgen machen wegen einer fehlenden Kontrolle ihrer Daten.
Soziodemographische Unterschiede
Das (fehlende) Vertrauen zum Einwohnermeldeamt und zum Finanzamt im Zusammenhang mit Sorgen vor einer ungenügenden Datensicherheit, selbst bei anonymisierten Daten, zeigt, dass selbst ein gelungener Ausbau der digitalen Angebote noch auf Vorbehalte beider Nutzung stoßen würde. Die Vorbehalte sind ausgeprägter bei Frauen, bei Personen mit geringem Einkommen und geringer Bildung sowie Kommunen mit weniger als 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Beim Alter sind es die Gruppen an den Rändern (unter 30, über 60 Jahre), die größere Vorbehalte haben.
Das Verhalten der Befragten, wenn sie im Internet nach ihrer Einwilligung zum Speichern von Nutzerdaten, sogenannten „Cookies“ gefragt werden, spiegelt die Einstellungen wider.
Schlussfolgerungen
Die Einstellungen der Bevölkerung zur Datensicherheit wird die Nutzung digitaler Angebote beeinflussen. Sie machen einen Unterschied deutlich zwischen Daten, die Finanzämter und die andere Behörden bekommen könnten. Die Akzeptanz könnte bei Personengruppen mit niedrigem Einkommen sowie niedriger Bildung, vor allem in Kommunen unter 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern erhöht werden. Ein Ansatzpunkt wäre eine zielgruppenspezifische bessere Darstellung, wie Behörden mit den Daten, auch den anonymisierten, der Bevölkerung umgeht. Weiter könnte die Berichterstattung über Datensicherheitsprobleme, insbesondere bei Ereignissen wie Hackerangriffen, überprüft werden. Schließlich wäre der Einsatz von cookies zu bedenken.