Beschäftigte in Kurzarbeit und Arbeitslose interessieren sich stärker für Lebenshaltungskosten und Inflation

Seit dem Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine verschieben sich die Themenschwerpunkte beim Informationsverhalten der Bevölkerung. Damit ist die Debatte um die steigenden Lebenshaltungskosten bzw. stark gestiegene Inflationsrate verknüpft. Wen beschäftigen Lebenshaltungskosten und Preise/ Inflation?

Daten

Um diese Frage zu beantworten, wurden Daten heranzogen, die das Meinungsforschungsinstitut Info GmbH im Auftrag des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung als repräsentative Bevölkerungsbefragungen durchgeführt hat*. Im Erhebungszeitraum 01.06.2022 bis 16.06.2022 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 16 Jahren in telefonischen Interviews (CATI) befragt. Die Auswahl der Befragten erfolgte durch eine mehrstufige Zufallsstichprobe. Von 1.515 Personen liegen Antworten vor.

Bei der Erhebung wurde unter anderem offen gefragt: „Wenn Sie einmal an die Themen denken, die momentan die Gesellschaft, die Politik und die Medien beschäftigen: Welches Thema interessiert Sie da aktuell besonders?“ An der zweiten Stelle des aktuellen Themeninteresses sind die steigenden Lebenshaltungskosten (Benzin-, Energiekosten) bzw. stark gestiegene Inflationsrate (einschließlich unwirksame Entlastungsmaßnahmen) genannt worden. Ca. jede/r Fünfte äußerte spontan Interesse für dieses Thema (21%).

Analyse und Ergebnisse

Für die folgende Auswertung wurden die Daten entsprechend der Bevölkerungsstruktur gewichtet. Dazu wurden diejenigen, die das Thema Lebenshaltungskosten/Inflation an erster, zweiter oder dritter Stelle des Interesses genannt haben, zusammengefasst.

Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede der Befragten nach ihrem Arbeitsmarktstatus. Am meisten beschäftigen sich Beschäftigte in Kurzarbeit (rund 57 %) und Arbeitslose (32 %) mit diesem Thema. Vermutlich sind diese Gruppen stärker als andere von steigenden Lebenshaltungskosten und Inflationsraten betroffen.

ArbeitsmarktstatusZustimmung zu Themeninteresse
voll berufstätig (mind. 35 Std./Woche)24,3 %
teilweise berufstätig (weniger als 35 Std./Woche)19,9 %
in Kurzarbeit57,4 %
zurzeit arbeitslos32,0 %
Rentner/in, Pensionär/in17,8 %
in einer Ausbildung (Schüler/in, Azubi) oder einem Studium13,7 %
Bundesfreiwilligendienst (Freiw. Soz./Ökol. Jahr)0,0 %
Elternzeit/Mutterschutz26,8 %
nicht berufstätig17,4 %
Eigene Berechnungen; n=1.515

Weiter gibt es größere Unterschiede in der Bevölkerung nach Bundesländern. Das Spektrum reicht von 34,5 % im Saarland und Sachsen-Anhalt mit 33,4 % bis zu 16 % in Bremen.

Auch nach Parteipräferenzen gibt es Unterschiede: vergleichbar großes Interesse nannten Befragte mit Sympathie für CDU/CSU (25,9 %) und SPD (23,9 %), geringes Interesse nannten jene, die FDP (18,3 %) und Bündnis 90/Grüne (14,1 %) sympathisch finden.

Schlussfolgerung

Lebenshaltungskosten und Inflation sind das zweithäufigste genannte Interesse der Befragten. Den Daten nach zu urteilen, gibt es deutliche Unterschiede hierbei. Möglicherweise scheinen sich betroffene Personen mehr damit zu beschäftigen als die Bevölkerung insgesamt. Offen bleibt, wie sehr Medien Informationen zum Thema Lebenshaltungskosten und Inflation spezifisch aus der Perspektive von KurzarbeiterInnen und Arbeitslosen vermitteln.

*Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berlin (2022). Informationsverhalten zum Krieg in der Ukraine. GESIS, Köln. ZA7908 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.14040 .

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