Fachkräftemangel – wozu noch betriebliche Einstiegsqualifizierung?

Die Einstiegsqualifizierung ist ein Förderinstrument der Arbeitsförderung (einsetzbar für Arbeitsagenturen und Jobcenter; § 54a SGB III). Arbeitgeber werden bezuschusst, wenn sie ein sozialversicherungspflichtiges Praktikum vergüten. Die betriebliche Einstiegsqualifizierung dient der Vermittlung und Vertiefung von Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit. Über die erfolgreiche Durchführung wird ein Zertifikat ausgestellt. Damit können TeilnehmerInnen bei der zuständigen Kammer beantragen, dass sich die Dauer der angestrebten Ausbildung verkürzt.

„Als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber lernen Sie durch die Einstiegsqualifizierung potenzielle Auszubildende kennen und können sich zukünftige Fachkräfte sichern.“

Bundesagentur für Arbeit; https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/ausbildungsbetriebe/einstiegsqualifizierung-arbeitgeber

Wie nehmen Arbeitgeber das Instrument Einstiegsqualifizierung angesichts des häufig beklagten Fachkräftemangels wahr?

Förderungsfähig sind

  1. bei der Agentur für Arbeit gemeldete Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber mit aus individuellen Gründen eingeschränkten Vermittlungsperspektiven, die auch nach den bundesweiten Nachvermittlungsaktionen keine Ausbildungsstelle haben,
  2. Ausbildungsuchende, die noch nicht in vollem Maße über die erforderliche Ausbildungsreife verfügen, und
  3. lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Ausbildungsuchende.

Entgegen häufiger Darstellungen ist die Einstiegsqualifizierung nicht auf junge Menschen beschränkt – es gibt keine Altersbegrenzung.

Die Entwicklung der geförderten Teilnehmenden zeigt, dass die Zugänge zur Einstiegsqualifizierung seit Jahren abnehmen.

Zugangszahlen über 30.000 wurden lediglich in den Jahren 2008 bis 2010 und seitdem nie mehr erzielt (SGB III und SGB II zusammengefasst). In 2022 wurde der Tiefststand erreicht – lediglich 8.350 Personen wurden gefördert (Jahressummen). Seit 2017 gehen die Zahlen kontinuierlich zurück, im Trend seit 2009. Der Trend ist unabhängig von der SARS-CoV2-Pandemie.

Quelle der Daten: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Jahressummen); eigene Darstellung

Die Zunahme um 2017 könnte mit einer Förderung von 2015 ff Zugewanderten zusammenhängen.

Schlussfolgerung

Durch die Verkürzung der Ausbildungszeit kommen Betriebe schneller an ihre Fachkräfte, wenn sie die Zielgruppe in Betracht ziehen. Erstaunlich ist, dass Betriebe seit Jahren einen Fachkräftemangel beklagen, aber dennoch die Förderung der Einstiegsqualifizierung immer weniger nutzen. Die Zahl der Zugänge im Jahr 2022 sind kaum noch der Rede Wert.

Ist die Eingliederungsqualifizierung ein ungeeignetes Förderinstrument? Dann sollte es abgeschafft werden, insbesondere wenn finanzielle Mitnahmeeffekte nicht auszuschließen sind.

Oder ist der Fachkräftemangel doch nicht so groß, damit das Instrument gebraucht wird?

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